Hier erfahren Sie interessante Informationen zur Baugeschichte, der Festungsanlage nach italienischem Vorbild und den schönen Amtsgarten.
Baugeschichte
Eine der größten und ältesten Schlossanlagen der Region Hannover befindet sich in Neustadt am Rübenberge. Herzog Erich II. zu Braunschweig-Lüneburg errichtete Schloss Landestrost in der Zeit zwischen 1573 und 1584 als repräsentativen Wohnbau im Stil der Weserrenaissance. Die dreiflügelige Anlage entstand auf den Resten einer mittelalterlichen Burg, die 1563 abbrannte. Herzog Erich II. übernahm 18-jährig die Regierung des Fürstentums Calenberg, überließ die Geschäfte jedoch weitestgehend seiner ersten Frau Sidonia, während er sich als Söldnerführer im Dienst anderer Herrscher im Ausland aufhielt und dafür üppig entlohnt wurde.
Die durch Söldnerdienst erzielten Einnahmen wurden im 16. und 17. Jahrhundert häufig in Landbesitz und luxuriöse Wohnbauten investiert. Auf die Weise entstanden auch an der Weser etliche repräsentative Schlösser im Stil der später sogenannten Weserrenaissance. Herzog Erich II. ließ in kurzer zeitlicher Abfolge die Schlösser in Uslar (1559, 1612 abgebrannt), in Hannoversch-Münden (1562) und in Neustadt (1573) errichten. Alle drei Schlösser zeigen deutliche Stilmerkmale der italienischen und französischen Renaissancearchitektur, die Erich II. vermutlich auf seinen Reisen in die Niederlande, nach Frankreich und Italien kennenlernte.
Geplant war Schloss Landestrost als geschlossene vierflügelige Anlage, realisiert wurden nur der Ost- und der Nordflügel. Der Südflügel, der noch vom Vorgängerbau stammte, nahm bei der Belagerung und Einnahme des Schlosses durch Tillys Truppen 1635 schweren Schaden und stürzte ein. Erich II. starb 1584 noch vor Vollendung des Schlosses Landestrost ohne legitime Erben. Nach seinem Tod wurde das Fürstentum Calenberg-Göttingen mit dem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel unter Herzog Julius wiedervereinigt.
Herzog Julius ließ die Bauarbeiten am Nordflügel abschließen. Bis 1636 blieb das Schloss herzogliche Residenz der Herzöge von Lüneburg. Danach wurde es bis zur Bildung des Kreises Neustadt am Rübenberge im Jahr 1885 Sitz des Amtmannes für das Amt Neustadt. 1891 wurde die Kreissparkasse im Schloss untergebracht, wo sie bis zur Errichtung eines Neubaus an der Stelle des alten Südflügels der Schlossanlage blieb. 1957/58 entstand ein weiterer Anbau für die Unterbringung der Kreisverwaltung, die heute das Amtsgericht und die Stadtbibliothek Neustadt beherbergt.
Festungsanlage und Amtsgarten
Die das Schloss und die Stadt Neustadt umgebende, von Herzog Erich II. zeitgleich mit dem Schloss erbaute Festungsanlage trägt Züge italienischer und niederländischer Bastionärsbefestigungen. Nach italienischem Vorbild entstanden feste Mauern mit spitzwinkeligen Bastionen und vorgelagerten Erdwällen. Nach niederländischem Vorbild wurden ganze Wallabschnitte aus Erde errichtet, mit Grassoden bedeckt und von einem tiefen Wassergraben umgeben, um den Abstand zu den Geschützen zu vergrößern.
Auch wenn für die Stadt Neustadt und das herzogliche Schloss zu jener Zeit keine reale feindliche Bedrohung bestand, so entsprach die Planung einer Fortifikation den persönlichen Interessen des Herzogs. Das Schloss und die Festungsanlage sollten als herzogliche Residenz den Charakter Neustadts prägen. Daher benannte Herzog Erich II. zwischen 1574 bis zu seinem Tod die Festung, das Schloss und Neustadt in „Landestrost“ um. Der bereits im Mittelalter aufgeschüttete Burgberg ("Rouwenberge") gab vermutlich der Stadt Neustadt den Beinamen "am Rübenberge".
Von der Festungsanlage sind heute noch die Südbastion am Ende des Amtsgartens sowie eine begehbare Kasematte an der Südseite des Schlosses erhalten. Nördlich des Schlosses, in Neustadts Altstadt, finden sich noch Reste der ehemaligen Festungsmauer, die einst die Stadt umschloss. Im nach historischen Plänen neu gestalteten Amtsgarten, südlich hinter dem Schloss gelegen, befindet sich das sogenannte "Grüne Gewölbe", ein über 250 Jahre alter Hainbuchengang.
Stiftung Kulturregion Hannover und Team Kultur
Das Schloss Landestrost gehört seit 1997 zum Besitz der Stiftung Kulturregion Hannover.
Mit einem Stiftungskapital von 20 Mio. Euro ist die Stiftung Kulturregion Hannover eine der größten norddeutschen Kulturstiftungen. Gegründet wurde sie 1997 von der Kreissparkasse Hannover und dem Landkreis Hannover, deren Rechtsnachfolger heute die Sparkasse Hannover und die Region Hannover sind. Seit 1997 gehört das Schloss Landestrost der Stiftung Kulturregion Hannover, die den Erhalt und die Pflege des Schlosses zu ihren Stiftungsaufgaben zählt.
Die Stiftung Kulturregion Hannover betreibt im Schloss eine Dauerausstellung, die die Baugeschichte des Schlosses und das Leben des Erbauers Herzog Erich II. dokumentiert. Die Stiftung Kulturregion Hannover vermietet historische Räumlichkeiten des Schlosses u. a. für Trauungen, Tagungen, Bankette, Seminare und Konzerte. Ebenfalls im Schloss untergebracht ist das Team Kultur der Region Hannover, das die verschiedenen Bühnen im und am Schloss mit einem vielfältigen Veranstaltungs- und Konzertprogramm ganzjährig bespielt: Kultur im Schloss.